Schmerz lindern: Traditionelle & moderne Therapieansätze

Oh Schmerz, lass nach…!

Schmerz ist zweifellos eines der faszinierendsten und komplexesten Phänomene des menschlichen Körpers. Er erfüllt eine wichtige Funktion, indem er uns auf mögliche Gefahren aufmerksam macht, kann jedoch gleichzeitig zu einer das Leben einschränkenden Belastung werden. Was bedeutet also Schmerz und was steckt dahinter?

Was ist Schmerz?

Schmerz ist weitaus mehr als nur ein einfaches, scheinbar rein körperliches Warnsignal. Er ist das Ergebnis eines hochkomplexen Netzwerks aus sensorischen, emotionalen und kognitiven Prozessen. Alles beginnt mit einem Reiz, sei es eine Verletzung, Entzündung oder ein anderes Problem in unserem Körper. Dieser Reiz aktiviert spezielle Nervenenden, genauer gesagt Schmerzrezeptoren. Diese winzigen Sensoren senden dann Signale an unser Rückenmark und schließlich an unser Gehirn.

Die Schlüsselrolle des Gehirns

Unser Gehirn ist das Herzstück dieses Schmerznetzwerks. Es empfängt die Signale von den Schmerzrezeptoren und interpretiert sie. Das wirklich Faszinierende dabei ist, dass Schmerz subjektiv ist! Das bedeutet, dass zwei Menschen, die denselben Schmerzreiz erleben, völlig unterschiedliche Schmerzempfindungen haben können. Dies wiederum hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter unserer individuellen Schmerztoleranz, unseres emotionalen Zustands und unseren persönlichen Erfahrungen.

Das Schmerzgedächtnis

Schmerzen können sich in unserem Gedächtnis als ein wiederkehrendes Muster einprägen. Unser Gehirn kann Fragmente an Erinnerungen abspeichern, die später als komplexes Schmerzempfinden erneut auftauchen können, auch wenn die ursprüngliche Ursache des Schmerzes längst verschwunden ist. Dies ist eine der Erklärungen für chronische Schmerzen, bei denen der Schmerz über einen längeren Zeitraum anhält, obwohl die ursprüngliche Verletzung oder Krankheit bereits geheilt ist.

Die rätselhafte Welt sogenannter „Somatoformen Störungen“

Neben den bereits erwähnten Aspekten des Schmerzgedächtnisses gibt es ein weiteres faszinierendes, wenn auch oft verwirrendes Phänomen. Es zeigt uns, wie eng die Verbindung zwischen Körper und Geist sein kann: wir sprechen von „somatoformen Störungen“. Hierbei treten Schmerzen auf, ohne dass eine klar erkennbare körperliche Ursache vorliegt. Dies kann für Betroffene äußerst verwirrend und belastend sein.

Menschen mit somatoformen Störungen erleben tatsächlich körperliche Schmerzen, auch wenn keine objektive medizinische Ursache dafür gefunden werden kann. Diese Störungen sind keineswegs selten und können Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen.

Was genau somatoforme Störungen verursacht, ist noch nicht vollständig geklärt. Es scheint jedoch, dass psychologische Faktoren, u.a. vergangene Traumata, anhaltender Stress und andere mentale Einflüsse hierbei eine Rolle spielen können. Der Körper reagiert auf diese psychischen Belastungen mit realen körperlichen Symptomen, einschließlich Schmerzen.

Die Behandlung somatoformer Störungen

Die Behandlung somatoformer Störungen kann für Betroffene und Therapeuten gleichermaßen eine Herausforderung darstellen. Es erfordert in der Regel einen ganzheitlichen Ansatz. Dies kann z.B. eine kognitive Verhaltenstherapie und andere psychologische Interventionen einschließen. Der Schlüssel liegt darin, die für die körperlichen Störungen zugrunde liegenden psychischen Probleme anzugehen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.

Die rätselhafte Welt der somatoformen Störungen verdeutlicht uns letztendlich, dass Schmerz und Gesundheit weit verflochtener miteinander sind, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Unsere Gedanken, Emotionen und Erfahrungen spielen eine entscheidende Rolle in diesem komplizierten Zusammenspiel. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge kann uns auf dem Weg zur Schmerzbewältigung und einem gesunden Leben wesentlich weiterhelfen.

Ganzheitliche Ansätze zur Schmerzbewältigung

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit Qi Gong bietet Konzepte, bei denen die enge Verbindung zwischen Körper und Geist betont wird. Sie können uns helfen, das Schmerzgedächtnis zu beeinflussen.

TCM und Qi Gong

Die TCM betrachtet Schmerzen oft als Folge eines Ungleichgewichts im Energiefluss des Körpers. Durch Techniken wie Akupunktur, Kräutermedizin und Qi Gong zielt die TCM darauf ab, den gestörten Energiefluss wiederherzustellen und damit Schmerzen zu lindern. Qi Gong ist eine Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Qi Gong kann dazu beitragen, Spannungen zu lösen und den Körper zu entspannen. Insbesondere bei chronischen Schmerzen, bei denen körperliche Verspannungen und Stress eine Rolle spielen, kann dies sehr hilfreich sein.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT)

Die moderne Wissenschaft konnte unter Beweis stellen, dass unsere Gedanken eine bedeutende Rolle bei der Schmerzverarbeitung spielen. Die KVT bzw. REVT sind validierte Therapieansätze, die darauf abzielen, schmerzverstärkende Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Dies kann einen erheblichen Einfluss auf die individuelle Schmerzwahrnehmung haben und dabei helfen, Schmerzen besser bewältigen zu können.

Fazit: Schmerzempfinden ist steuerbar

Schmerz ist und bleibt ein hochkomplexes Thema in der Medizin. Wissenschaftsbasierte Forschung enthüllt ständig neue Facetten dieses faszinierenden, manchmal quälenden Phänomens. Bei Schmerzen sollten Sie deswegen immer daran denken, dass diese nicht allein körperlich bedingt sind. Sie sind eng mit unseren Gedanken, Emotionen und Erfahrungen verknüpft. Das Wissen um diese Verbindungen kann Ihnen bereits helfen, neue Wege zu beschreiten, um den Schmerz zu bewältigen und Ihr Leben in vollen Zügen genießen zu können.

Wie Sie Ihren Schmerz herunterregulieren: Tipps zur Selbsthilfe

Achtsamkeitsübungen: Durch das Einüben von Achtsamkeit lernen Sie, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Dies beinhaltet Techniken, die Ihnen helfen, bewusster und aufmerksamer auf Ihre Gedanken und Empfindungen zu achten, ohne sich von ihnen mitreißen zu lassen.

Entspannungstechniken: Probieren Sie Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung oder Atemübungen aus, um Spannungen zu reduzieren.

Bewegung: Regelmäßige, sanfte Bewegung wie Spaziergänge, Nordic Walking oder leichtes Joggen kann die Schmerzverarbeitung verbessern.

Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung kann Entzündungen reduzieren und Schmerzen lindern.

Schlafhygiene: Achten Sie auf ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schlaf, um die Schmerztoleranz zu erhöhen.

Kognitive Verhaltenstherapie: Suchen Sie Unterstützung bei einem Kognitiven Verhaltenstherapeuten, um zu lernen,  Ihre Gedanken und Emotionen im Zusammenhang mit Schmerzen zu steuern.

Medikamente: In einigen Fällen kann es unumgänglich sein, dass Ihr Arzt Ihnen Medikamente verschreibt, um akute und heftige Schmerzen zu lindern. Beachten Sie jedoch, dass die Einnahme solcher Medikamente stets nur Teil einer umfassenden Behandlungsstrategie sein sollte.

Die Rolle von TCM, Qi Gong und REVT bei Schmerzen

Wenn Selbsthilfemaßnahmen allein nicht ausreichen, um Schmerzen zu bewältigen, können wie schon skizziert alternative Behandlungsansätze wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Qi Gong und die kognitive Verhaltenstherapie (REVT) eine wertvolle Ergänzung sein. Ein ganzheitlicher Ansatz, der körperliche, emotionale und mentale Aspekte berücksichtigt, kann oftmals dazu beitragen, Schmerzen besser zu bewältigen und eine umfassende Linderung zu erreichen. Die Wahl der richtigen Behandlungsoptionen hängt von der Art und dem Schweregrad Ihrer Schmerzen ab. Daher sollte vorab eine gründliche Diagnose und professionelle therapeutische Beratung erfolgen.

Salugene Praxis Blog

Ihre Experten für den heutigen Beitrag:

Portrait von Sonja Hagmeier, Expertin für TCM-Frauengesundheit bei Salugene Praxis.

Sonja Hagmeier

Heilpraktikerin
TCM Therapeutin

Portrait von Gebhard Weisshaar, Experte für Psychotherapie-Coaching bei Salugene Praxis.

Gebhard Weißhaar

Heilpraktiker für Psychotherapie
Kognitiver Verhaltenstherapeut (REVT)